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Jugendbildungsstätte
in Trägerschaft der
Salesianer Don Boscos

Glaube im Kontext: Kloster und Moschee

Veröffentlicht am: 06. Mai 2018

Zusammen mit der Islamischen Gemeinde Penzberg unterbreitet das Aktionszentrum Benediktbeuern schon seit einigen Jahren Schulen ein interreligiöses Angebot: Schülerinnen und Schüler der 7. Jahrgangsstufe sind eingeladen, sich einen Tag lang auf Entdeckungsreise im Kloster Benediktbeuern und in der Penzberger Moschee zu machen. Am Mittwoch, den 18. April 2018, kamen rund 130 Siebtklässler des Nymphenburger Gymnasiums in Begleitung von sieben Lehrkräften dieser Einladung nach.

Nach der Ankunft im Kloster – für die andere Hälfte der Münchner Gäste bildete die Moschee ihre erste Anlaufstation – begaben sich die Schülerinnen und Schüler in Gruppen unter der Leitung von Don Bosco Volunteers des Aktionszentrums auf eine Klosterrallye und erschlossen sich das Kloster als Lebensraum und historisches Denkmal. Vor allem die Basilika St. Benedikt und der Barocksaal, der alte Festsaal des Klosters, wurden als Stationen gewählt, um an ihnen spezifische Aspekte des christlichen Glaubens und Ordenslebens zu veranschaulichen.

Im Anschluss stellten sich Salesianer Don Boscos den Gästen aus München für ein Gespräch über das geistliche Leben in Benediktbeuern und im Allgemeinen zur Verfügung. Für die Schülerinnen und Schüler des evangelischen Religionsunterrichts nahm sich Klosterdirektor P. Dr. Lothar Bily SDB Zeit, erzählte ihnen vom Kloster und seinem Leben als Ordensgeistlicher. Seine jungen Gesprächspartner zeigten großes Interesse und stellten viele Fragen, die vom Gemeinschaftsleben über die Evangelischen Räte Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam bis zu Fragen nach der Sexualität und dem Jahresurlaub eines „Mönches“ reichten.

Nach Freizeit bei herrlichem Wetter im großen Klosterinnenhof und einem gemeinsamen Mittagessen in der Don-Bosco-Jugendherberge begaben sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Bus nach Penzberg. Vor dem Islamischen Gemeindezentrum empfing sie Gönül Yerli.

Die muslimische Religionspädagogin und Vizedirektorin des Islamischen Forums Penzberg gab den Jugendlichen nicht nur einen Einblick in die dort ansässige islamische Gemeinde und ihre ethnische Vielfalt, sondern stellte ihnen auch den Gebetsraum der Moschee und die Praxis des Islam einprägsam vor. Neben den täglichen Gebeten mit den ihnen vorausgehenden Waschungen, den Gebetshaltungen oder den Fastenregeln erfuhren die Schülerinnen und Schüler, vielfach auf ihre direkten Fragen hin, aber auch Einiges zu den Verbindungen zwischen den drei großen Buchreligionen, den Unterschieden in der Koraninterpretation oder zur Stellung der Frau im Islam. Besonders beeindruckend war es, dass Gönül Yerli die Jugendlichen im Gebetsraum der Moschee zum Gebet des Vaterunsers einlud, dem sie die al-Fatiha, die erste Sure des Korans und das islamische Hauptgebet, auf Arabisch folgen ließ. Im Unterrichtsraum der Penzberger Moschee erteilte sie den Schülerinnen und Schülern abschließend noch eine Kurzeinführung in die arabische Schrift, bevor sich diese nach einem erlebnisreichen und eindrucksvollen Tag wieder auf den Heimweg nach München begaben.

Andere Konfessionen und Religionen zu erleben und mehr von ihnen zu wissen, hilft Vorurteile abzubauen – die Islamische Gemeinde Penzberg und das Aktionszentrum Benediktbeuern leisten mit ihrem schulbezogenen Angebot einen kleinen, aber wichtigen Beitrag für die friedliche Koexistenz in einer pluralen und multireligiösen Gesellschaft, wie sie die Bundesrepublik Deutschland heute prägt, und dies scheint auch für das Miteinander in einem multiethnischen wie -religiösen Klassenverband, wie ihn die 7. Jahrgangsstufe des Nymphenburger Gymnasiums bildet, von nicht zu unterschätzender Bedeutung zu sein.

Dr. Jürgen Werlitz